Wer einen Ghostwriter sucht, wird oft über das Internet fündig. Soweit und so gut. Hat der Ghostwriter ein prima Renommee? Kann er blendende Referenzen vorweisen? Umso besser. Also telefoniert man miteinander. Doch irgendwann beim ersten Kontakt kommt sie, die absolute Gretchenfrage, mitunter ziemlich beklommen vorgetragen. In anderen Fällen ist sie garniert mit inquisitorischem Unterton: „ … Und was würde das kosten?“ Der Ghostwriter zuckt zusammen, er fühlt geradezu das lange Ohr des Kunden am Telefon.
„Kommt drauf an“, könnte der Ghostwriter jetzt antworten. Aber das wäre ein Kommunikationskiller. Und doch: nennt er einen Preis, könnte er sich hinterher ärgern. Weil der zu niedrig war für die Arbeit, die ein Ghostwriter nun mal investieren muss, um ein ansprechendes Resultat liefern zu können. Sprich: faktengetreu und gleichermaßen lesenswert. Ist das Honorar hingegen zu hoch, gefühlt oder real, ärgert sich der Kunde, (ich nenne ihn übrigens Klient), und macht möglicherweise schon am Telefon den akustischen Abflug.
Ein „Schnuppertermin“ hilft dem Klienten und dem Ghostwriter
Also erklärt der Ghostwriter, wie es ist. Nämlich so: eine Preisliste gibt’s nicht! Und eine Ferndiagnose wäre nicht hilfreich für beide Seiten. Also schlägt er ein persönliches Treffen vor, auf neutralem Boden, etwa in einem Café. Sozusagen ein Schnuppertermin in Sachen Ghostwriting. Dort beschreibt der Klient sein Projekt. Oft ist das eine Biografie, ein Erlebnisbericht oder auch ein Roman, der noch in den Kinderschuhen steckt. Meist kann der Ghostwriter danach seinen Arbeitsaufwand überschlagen und einen Honorar-Rahmen skizzieren. Nicht auf den Euro genau, aber zumindest wird sich herausstellen, ob die Schallmauer der finanziellen Vorstellungen möglicherweise zerbröselt. Die des Ghostwriters oder die des Klienten.
Schriftliche Vorarbeiten reduzieren das Honorar
Im anderen Fall kann das „Grobtuning“ weitergehen. Etwa mit diesem Fragen-Tandem: „Haben Sie schon etwas aufgezeichnet?“ … „Ist schon etwas über Sie geschrieben worden?“ … Im letzteren Fall freut sich der Ghostwriter, denn er muss nicht bei null beginnen. Der Kunde darf sich ebenfalls freuen, denn solche Vorarbeiten reduzieren die Höhe des Honorars.
Gibt es allerdings keinerlei „schriftliche Steilvorlagen“, muss der Ghostwriter Fakten und Informationen per Interview zusammentragen und aufarbeiten. Das bedeutet natürlich einen erheblich größeren Zeitaufwand, der sich dann wiederum im Rechnungsbetrag niederschlägt.
Apropos Zeitaufwand: Manche Ghostwriter bieten an, ihre Dienstleistung nach Seitenzahl oder nach Zeilen zu berechnen. Vorsicht! Das mag sich zunächst schlüssig anhören. Andererseits verführt es dazu, den Umfang „aufzupumpen“. Im ungünstigsten Fall gerät der Klient an einen „Zeilenzocker“, der Qualitätsaspekte auf Kosten von „Umfang-Optimierung“ sausen lässt.
Die Chemie zwischen Ghostwriter und Klient muss stimmen
Ende des Schnuppertermins. Mit diesen Roh-Koordinaten im Kopf vereinbaren Klient und Ghostwriter etwas sehr Sinnvolles, nämlich zunächst einmal die berühmte Nacht darüber zu schlafen. Besser noch zwei oder drei. So können beide Seiten alle Fakten, Voraussetzungen sowie die Gesprächsatmosphäre noch einmal in Ruhe sondieren. Idealerweise senden beide Seiten dann grünes Licht. Oder sie stellen fest, dass die „Chemie“ nicht stimmt, aus welchen Gründen auch immer. Dann ist es ratsam, das Vorhaben mit freundlichen Worten für beendet zu erklären.
Zum Schluss noch eine Warnung vor zwielichtigen Geschäftspraktiken: Sollte der Ghostwriter bereits beim ersten Treffen eine schriftliche Vereinbarung in irgendeiner Form zur Unterschrift vorlegen oder gar auf eine sofortige Zahlung drängen, ist absolut hohe Skepsis angesagt!
Apropos Skepsis – fragen Sie den Ghostwriter ruhig nach Referenzen! Nicht jeder offizielle Autor besteht darauf, unbedingt anonym zu bleiben. Hier ein Beispiel: